Blockchain: Transparenz in der Kreislaufwirtschaft
Wer letztes Jahr auf der Messe K 2019 war, konnte es vermutlich förmlich spüren: das Leitthema Kreislaufwirtschaft war allgegenwärtig. Die aktuelle öffentliche Diskussion über das klassische Recycling dreht sich vor allem um das Recyceln von Kunststoffen und Kunststoffverpackungen. Die Kreislaufwirtschaft, ein wichtiges Standbein der Chemie 4.0, geht jedoch über das klassische Rohstoff-Recycling hinaus und hat für alle Chemiesparten eine hohe Relevanz. Sie ist ein regeneratives System, in dem Ressourceneinsatz und Abfallproduktion, Emissionen und Energieeinsatz durch das Verlangsamen, Verringern und Schließen von Energie- und Materialkreisläufen möglichst minimiert werden. Im Vergleich zur Linearwirtschaft (Rohstoffe -> Produktion -> Verbraucher -> Entsorger -> Deponie) handelt es sich bei der Kreislaufwirtschaft, wie schon der Name sagt, um einen echten Kreislauf (Rohstoffe -> [Produktion -> Verbraucher -> Entsorger/Verwerter -> Sekundär-Rohstoffe -> Produktion]).
Circularise, ein Start-up-Unternehmen im Bereich der Blockchain-Technologie, mit einem Open-Source-Protokoll und dezentraler Plattform, um Transparenz in die globalen Lieferketten zu bringen, will gemeinsam mit Covestro und DOMO, zwei Unternehmen aus dem Bereich der Polymerwerkstoffe, mit Hilfe der Blockchain-Technologie eine Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe aufbauen. Das Circularise-Plastics-Projekt befindet sich aktuell noch in einem sehr frühen Stadium. Auf der K 2019 wurde das Projekt vorgestellt, um weitere Partner für die Ideen- und Testphase zu gewinnen. Das Konsortium ist der Ansicht, dass Rückverfolgbarkeit und Transparenz in der Kunststoff-Lieferkette durch Blockchains authentischer und transparenter erreicht wird. Die drei Hauptziele hierbei sind:
- Kreisläufe wählen: vereinfachte Auswahl von rückverfolgbaren, nachhaltigen und zirkulären Werkstoffen für Lieferanten, Verarbeiter, Hersteller, Formenbauer und Markeninhaber.
- Kreisläufe aufbauen: Anreize für Lieferanten und Hersteller, rückverfolgbare, nachhaltige und zirkuläre Materialien und Produkte zu erstellen.
- Kreisläufe schließen: Bereitstellung wichtiger Informationen für die umgekehrte Logistik sowie Rücknahme von Produkten, Materialien und Komponenten.
Die Vorteile der Blockchain-Technologie, gerade in Bezug auf die Kompatibilität, sollen allen Teilen der Lieferkette in der Kunststoffindustrie zugutekommen. Eine zentrale Behörde wäre hierzu nicht mehr nötig und gewährt allen Teilnehmern gleiche Rechte. Das Ergebnis ist ein vertrauenswürdiger Datenaustausch in fragmentierten Lieferketten, ohne dass Datensätze oder Supply-Chain-Partner öffentlich werden. Im Gegensatz zu anderen Transparenz-Blockchain-Lösungen schützt die Technologie des Start-up-Unternehmens die Privatsphäre und sensible Informationen eines Unternehmens, was Grundvoraussetzung einer funktionierenden Wirtschaft ist. Vertraulichkeit und Wettbewerbsvorteile bleiben, Circularise zufolge, immer gewahrt. Weil die Überprüfung vom System selbst durchgeführt wird, ist eine zentrale Behörde fortan überflüssig.
Autor: Dr. Volkhard Francke, Market Intelligence Senior Expert, SVP Deutschland AG
Quelle: www.circularise.com, www.covestro.com, www.domochemicals.com, www.vci.de

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