Chemie 4.0 – die nächste Entwicklungsstufe der Chemie (hat begonnen)

Chemie 4.0 bezeichnet die vierte und aktuellste Entwicklungsstufe der chemischen Industrie in Deutschland. Nach der Gründerzeit und Kohlechemie (Chemie 1.0), dem Aufkommen der Petrochemie (Chemie 2.0), der zunehmenden Globalisierung und Spezialisierung (Chemie 3.0) tritt die Industrie nun in die neue Phase der Chemie 4.0 ein, in der die Themen Digitalisierung, zirkuläre Wirtschaft und Nachhaltigkeit eine Schlüsselrolle spielen.

Wie viele andere Wirtschaftszweige in Deutschland steht auch die chemische Industrie vor einem großen Umbruch. Die Digitalisierung sorgt dafür, dass sich chemische Unternehmen wie BASF, Bayer oder Evonik genauso wie ihre Dienstleister aber auch ihre Kunden auf eine Art Reise unbekannten Ziels begeben. Ein außergewöhnlich großer Anteil der für die nächsten Jahre erwarteten Veränderungen hat für die chemische Industrie disruptiven Charakter. Sie bieten den Unternehmen in der Chemie einerseits Chancen in neuen Wachstumsfeldern, stellen andererseits jedoch auch neue Herausforderungen und Bedrohungen dar. Die disruptiven Veränderungen betreffen Prozesstechnologien, Produktportfolios, Wertschöpfungsstrukturen (wie F&E, Einkauf, Logistik, Produktion, Vertrieb und Marketing) und Geschäftsmodelle der Chemie wie auch das Zusammenspiel mit Kunden und Lieferanten. Die Spielregeln ändern sich nicht gravierend, werden aber auf eine neue Basis gestellt.

Darüber hinaus haben viele der Veränderungen einen wichtigen Bezug zu Themen der Nachhaltigkeit und zirkulären Wirtschaftskonzepten (z. B. nachwachsende Rohstoffe, erneuerbare Energien, Carbon Capture Utilization, Bioraffinerien, Biokunststoffe etc.). Der Begriff „Grüne Chemie“ hat sich dabei in den letzten Jahren in der chemischen Industrie immer mehr etabliert. Und auch die Thematik der zirkulären Wirtschaft wird in den Chemieunternehmen zunehmend angegangen.

Autor: Dr. Volkhard Francke, Market Intelligence Senior Expert, SVP Deutschland AG
Quelle: www.vci.de/die-branche/chemie-40