Mittelständische Unternehmen schöpfen das Potential von digitalen Geschäftsmodellen und Services kaum aus

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Mittelständische Unternehmen stellen weiterhin das physische Produkt überwiegend in den Mittelpunkt ihres Geschäftsmodells, so das Ergebnis einer Online-Umfrage des Industrie-4.0-Vereins SEF Smart Electronic Factory e.V. und seinem Mitglied Technische Hochschule Mittelhessen (THM). Im Rahmen der Erhebung „Digitalisierung von Geschäftsmodellen in der Industrie 4.0 im Mittelstand“ wurden vorwiegend mittelhessische Unternehmen per Online-Fragebogen befragt. Diese Region biete aufgrund ihrer ausgesprochen starken Industrielandschaft aus mittelständischen Unternehmen sowie aufgrund der Vielfalt von Branchen, Größenverteilung und Struktur ein repräsentatives Bild.

Im Hinblick auf die Digitalisierung ihres Produktportfolios sind die Unternehmen weit fortgeschritten:
36 Prozent der Befragten haben ihre Produkte mit einer Industrial-Ethernet-Schnittstelle oder einem Zugang zum Internet ausgestattet. Die Produkte sind also konnektiv und mit Sensoren sowie Verarbeitungs- und Rechenleistung ausgestattet.

Hohen Handlungsbedarf gibt es an erster Stelle im Bereich digitaler Services: Service wird als Geschäftsmodell-Erweiterung und nicht als eigenständige Geschäftseinheit angeboten. Digitale Services stellen bei einem Großteil der teilnehmenden Unternehmen (79 Prozent) noch keine bzw. keine wesentliche Einnahmequelle dar. Nur 28 Prozent der Unternehmen bieten ihren Kunden produktbezogene IT-Services an – und zwar in geringem Umfang. 57 Prozent der Befragten bieten nach eigenen Angaben keine speziellen IT-Services zu den Produkten und bei zwei Drittel der Befragten gibt es keine Apps für mobile Geräte zu den Produkten. 75 Prozent der befragten Unternehmen bieten bisher keine digitalen Schulungen. Online-Shops und digitale Showrooms sind kaum verbreitet. Geschäftsmodelle mit Plattformen spielen noch keine große Rolle.

Zu den Hinderungsgründen für eine weitere Digitalisierung und Erweiterung des Geschäftsmodells zählen vor allem folgende:

  • Zwei Drittel der Unternehmen geben einen Kapazitätsmangel für die Umsetzung an;
  • ebenso zwei Drittel sehen keinen Handlungsbedarf zur digitalen Geschäftsmodellerweiterung;
  • über 60 Prozent erkennen keinen wirtschaftlichen Nutzen dafür;
  • 56 Prozent merken fehlendes Know-how in ihren Unternehmen an.

Autor: Cecilia Atristain, Market Intelligence Senior Expert, SVP Deutschland AG
Quelle: Die vollständige Studie steht auf der Internetseite der THM kostenfrei zum Download http://digdok.bib.thm.de/volltexte/2020/5357/pdf/THM_Hochschulschriften_13_Endfassung.pdf