Der Ausbau der Erneuerbaren muss schneller gehen!

Der Anteil der erneuerbaren Energien nimmt zwar weltweit schnell zu, dennoch reicht es nicht aus, um den starken Anstieg des weltweiten Strombedarfs zu decken. Das geht aus dem Electricity Market Report 2021 der Internationalen Energie-Agentur (IEA) hervor. Danach wird der Strombedarf nach dem Corona – bedingten Rückgang im Jahr 2020 von einem Prozent in 2021 um fast 5% und 2022 um weitere 4% steigen. Damit verbunden ist ein entsprechend hoher Anstieg der Kohlestromnutzung und ein weiterer Anstieg der CO2-Emissionen.
Es wird immer offensichtlicher, dass es nicht mehr ausreicht, allein die Treibhausgasemissionen zu reduzieren, wenn man das Klimaziel erreichen will. Die Welt befindet sich schon jetzt im Klimanotstand, um die Erderwärmung zu verringern wird die Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre notwendig, darin ist sich die Wissenschaft einig.
Carbon Capture bezieht sich auf eine Reihe von sowohl naturnahen als auch technischen Lösungen. Aktuelle Szenarien konzentrieren sich schwerpunktmäßig auf eine Speicherung in der ozeanischen Erdkruste und anderen geologischen Formationen. Ab ca. 800 m Tiefe soll der Druck so groß sein, dass ein erneutes Zutagetreten des Kohlenstoffdioxids praktisch ausgeschlossen ist. Doch, ob Carbon Capture and Storage (CCS) dieses Versprechen auch wirklich einhalten kann, ist noch nicht geklärt. Die Effektivität solcher Maßnahmen wird geschmälert, da wiederum der Energieaufwand für die Abscheidung, den Transport und die Speicherung beträchtlich ist.
Im CO2 steckt Kohlenstoff, eine Substanz, die Grundlage für Benzin, Kerosin, Kunststoff oder Chemikalien ist. Durch diese Wandlungsfähigkeit des Kohlenstoffs wurden bereits die unterschiedlichsten Verfahren entwickelt, die CO2 in Wertstoffe wie Baumaterialien und Chemikalien oder sogar Nahrungsmittel umwandeln können. Das finnische Startup Solar Food stellt sogar ein Protein her, mit dem man Brot backen könnte. Für den Fermentationsprozess bedarf es CO2, Wasser aber auch Strom.
Hier haben wir es wieder. Alle Umwandlungstechnologien sind mit einem hohen Energieeinsatz verbunden, egal ob Elektrolyse oder andere Capture-and-Utilisation-Verfahren. Das wäre kein Problem, wenn ausreichend grüner Strom zur Verfügung stünde. Ich frage mich manchmal, für was der überschüssige Windstrom aus unseren Offshore-Anlagen noch alles genutzt werden sollte. Wir verfügen über alle möglichen smarten Technologien, um die Folgen des Klimawandels zu reduzieren, aber wir haben nicht die erneuerbaren Energien dafür. Die Elektromobilität ist das beste Beispiel. Es braucht weltweit einen viel schnelleren Umbau der Energieversorgung hin zu erneuerbaren Energien, denn nur mir ihnen sind die Klimaziele erreichbar. Eine längere Laufzeit der Atomkraftwerke würde CO2 einsparen, aber dies ist auch keine nachhaltige Option.

Autor: Doris Höflich, Market Intelligence Senior Expert, SVP Deutschland AG
Quelle: IEA Juli 2021, Cleanthinking, IASS Potsdam