Desertec ist nicht tot

Vor zehn Jahren wurde die Desertec Industrie-Initiative (DII) gegründet. Sie arbeitete fünf Jahre lang an Möglichkeiten, in der Sahara Solarstrom zu produzieren und diesen über HGÜ-Kabel nach Europa zu transportieren. RWE, Eon, Siemens, die Deutsche Bank, ABB und andere glaubten an ein großes Geschäft. Die DII wurde jedoch durch viele politische, kommerzielle und soziale Faktoren behindert, so dass sich immer mehr Firmen zurückzogen. Jetzt gibt es unter dem Namen Desert-Energy einen neuen Aufschwung. Vor allem arabische und chinesische Konzerne bringen jetzt neue Projekte voran. Heute zählt die DII mehr als 700 Solar- und Windprojekte in der MENA-Region. Das größte Solarkraftwerk der Welt steht in Abu Dhabi und in Marokko wird das weltweit größte Solarthermiekraftwerk gebaut. Auch in Ägypten entsteht ein riesiger Solarpark nach dem anderen. Wäre die Sahara ein Land, wäre es das fünftgrößte der Welt. Nur ein kleiner Teil der Sahara könnte so viel Energie produzieren wie derzeit der gesamte Kontinent Afrika. Mit der Verbesserung der Solartechnik wird es nur noch billiger und effizienter.

In den Wüsten produzieren Photovoltaikanlagen inzwischen Grünstrom zu Preisen von zwei Cent pro Kilowattstunde. In Zukunft könnte sich insbesondere auch Power-To-X-Technologie als lohnendes Geschäft erweisen. Bei der Elektrolyse wird geht knapp ein Drittel der Energie verloren, bei der weiteren Umwandlung in Methan oder Kraftstoffe ist es schon die Hälfte. Es wird so viel Energie gebraucht, die Europa mit seinen erneuerbaren Energien wahrscheinlich überhaupt nicht produzieren kann. Europa wird Wasserstoff aus anderen Weltregionen importieren müssen und die Sahara den Vorteil, dass sie sehr nah an Europa liegt.

Autor: Doris Höflich, Market Intelligence Senior Expert, SVP Deutschland AG
Quelle: Solarify 10.05.2019

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