Gesundheit aus dem Netz oder vernetzte Gesundheit

Auch deutsche Führungskräfte konsultieren gerne mal das Internet, um sich bei medizinischen Fragen Rat zu holen. Dies geht aus einer repräsentativen Befragung unter 1.000 Managern in Deutschland hervor, die die Max-Grundig-Klinik durchführte:

  • 21 % sagten, „Google und andere Quellen“ würden ihnen bei medizinischen Fragen „häufig“ helfen, für die sie früher einen Arzt konsultiert hätten
  • 31 % sehen in „Dr. Google“ zumindest „gelegentlich“ ein Substitut für den Arzt
  • 31 % geben an, dass ihnen „Google bei der Diagnose einer Krankheit bei sich oder innerhalb der Familie hilft“
  • 28 % aller Führungskräfte und 30 % der weiblichen meinen, sich „in medizinischen Themen gut auszukennen“
  • 21 % der befragten Führungskräfte bestellen Medikamente online, ohne dies zuvor mit einem Arzt abgeklärt zu haben

Prof. Dr. Curt Diehm, Ärztlicher Direktor der Max Grundig Klinik, sieht diesen Trend kritisch und befürchtet eine „maßlose Selbstüberschätzung und Besserwisserei“ auf Seiten der Patienten. Schließlich sei die Qualität der Informationen im Internet unterschiedlich, teilweise auch sehr schlecht. Für Laien sei die Beurteilung der Informationsqualität schwierig. Es fehlten auch nötige Qualitätssiegel für medizinische Webseiten und Apps.
Laut einer weiteren Studie, der „European Study on the Digitalisation of the Healthcare Pathways“, ist das Vertrauen der Bevölkerung in die Gesundheitsexpertise der Internetkonzerne jedoch noch gering. Nur 5 % der Bundesbürger würden den Gesundheitshinweisen der Apps von Google, Apple, Facebook, Amazon und Microsoft (GAFAM) Glauben schenken. 68 % vertrauen dagegen immer noch Ärzten, Kliniken und Krankenkassen.
In der im Auftrag von Sopra Steria Consulting durchgeführten Studie äußerten sich die Deutschen unzufrieden über den digitalen Fortschritt des Gesundheitswesens. 35 % der Befragten stuften die Digitalisierung des Gesundheitswesens als rückständig ein. Die Bereitschaft für mehr Digitalisierung ist in der Bevölkerung jedoch vorhanden. So glauben drei von vier Befragten, dass digitale Lösungen die Diagnose, Behandlung und die Prävention von Krankheiten signifikant verbessern könnten. 73 % würden deutlich mehr Daten zu ihrer elektronischen Krankenakte senden, wenn eine zufriedenstellende Lösung zur Verfügung stände.
Experten sehen insbesondere im föderalen System einen Digitalisierungsbremser. Es gebe zu viele Insellösungen und inkompatible IT-Landschaften, die die systematische und flächendeckende Einführung digitaler Anwendungen sowie die Entwicklung neuer Versorgungsmodelle behindern. Datensicherheitsbedenken führen darüber hinaus zu einer Verzögerung bei der Einführung neuer Lösungen und Geräte. Diese Barrieren ließen sich allerdings durch Standards und Kontrollen der Anbieter überwinden, so die Einschätzung der Experten.

In der Studie „European Study on the Digitalisation of the Healthcare Pathways“ wurden insgesamt 1.200 Bürger sowie 35 Gesundheitsexperten aus Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Norwegen und Spanien befragt. Hierzulande wurden 200 Bürger online und fünf Experten per Telefon interviewt.

Autor: Thip Pruckner, Market Intelligence Expert, SVP Deutschland AG
Quelle: presseportal.de, 02.09.2019 / kma-online.de, 20.08.2019

Bild: mohamed Hassan, pixabay.com