Grüne Fernwärme
Nach Zahlen der Zeitschrift IKZ sind in Deutschland zurzeit 34 solarthermische Großanlagen mit einer Gesamtleistung von 44 Megawatt (MW) und einer Bruttokollektorfläche von 62.700 m² in Fernwärmenetze eingebunden. Allein in diesem Jahr sollen weitere 19 Megawatt mit 23.200 m² Kollektorfläche ihren Betrieb aufnehmen. Vorreiter sind hier die Stadtwerke Senftenberg und die Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim, die aktuell die größte deutsche Solarthermieanlage mit 14.000 m² bauen. Nach Einschätzungen von Agora stoßen Wärmepumpen oder andere CO2-arme Einzelheizungslösungen an ihre Grenzen, wenn es um einen klimaneutralen Gebäudebestand in Innenstädten und Ballungsräumen geht. Wärmenetze können hier Lösungen bieten, die Wärme aus erneuerbaren Quellen, Geothermie oder auch industrielle Abwärme nutzen. Obwohl die Wirtschaftlichkeit solarthermischer Fernwärme von äußeren Energiepreisen abhängt, deutet diese potenzielle Konkurrenzfähigkeit doch auf eine Veränderung der Dynamik im Fernwärmesektor dar, zumal mittel- bis langfristig mit steigenden Preisen für nicht-erneuerbare Energieträger zu rechnen ist.
In den letzten Jahren zeigt sich europaweit ein zunehmendes Interesse seitens der Stadtwerke und Fernwärmeversorger, aber auch seitens der Kommunen, der Wohnbaubranche und lokaler Energieinitiativen am kommerziellen Einsatz dieser Technologie. In Dänemark erfährt sie aufgrund besonderer Marktbedingungen einen Boom. Experten sehen den Anteil der Solarthermie am Fernwärmeangebot langfristig bei bis zu 15 Prozent. Für die kommenden fünf Jahre bis 2023 erwartet Dirk Mangold, Leiter des Steinbeis-Forschungsinstituts Solites, eine Verdopplung der Anlagenzahl auf 70 große Solarsysteme mit einer Verdreifachung der Leistung auf dann 140 MW.
Autor: Doris Höflich, Market Intelligence Senior Expert, SVP Deutschland AG
Quelle: IKZ.de, 05.06.2019

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