Intelligente Fußgängerampel
Im Auftrag der Stadt Wien haben Forscher des Instituts für Maschinelles Sehen und Darstellen der TU Graz in den letzten drei Jahren ein innovatives Ampelsystem entwickelt, welches mittelfristig die herkömmliche Druckknopfampel ersetzen soll. Anhand globaler Bewegungsmodelle und aufgezeichneter Daten entwickelte das Forschungsteam lernende Algorithmen, die den Querungswunsch von Fußgängern erkennen. Das kamerabasierte System erkennt also die Absicht von Fußgängern, die Straße überqueren zu wollen, und leitet drei bis vier Sekunden bevor der Druckknopf betätigt wird die Grünphase automatisch ein. Darüber hinaus erkennt es auch größere Personengruppen und verlängert die Grünphase, da diese mehr Zeit benötigen, um die Straße zu queren. Dagegen leitet die Ampel keine Grünphase ein, wenn Personen den Wartebereich vorzeitig verlassen. Das System wurde laut den Forschern so entwickelt, dass es selbst in rauer Umgebung rund um die Uhr funktioniert und auch mit Spannungsspitzen und Spannungsabfällen fertig wird. Und auch für den Datenschutz ist gesorgt. Die Bilddaten sind zwar zwingend notwendig, um Fußgänger – darunter auch Kinder, sowie Personen mit Regenschirmen oder Kinderwagen – detektieren zu können. Die Daten werden jedoch direkt lokal analysiert und verlassen die Kamera nicht. Das Ampelsystem arbeitet ausschließlich mit geometrischer Information, aus der es den Kreuzungswunsch ableitet.
Aktuell erfolgt der Wissenstransfer von den Forschern zur Günther Pichler GmbH. Das Unternehmen zeichnet für die Installation im Wiener Stadtgebiet verantwortlich und wird Druckknopfampeln zur Evaluierung an ausgewählten Standorten durch das neue Kamerasystem bis Ende 2020 ersetzen.
Autor: Yvonne Jacoby, Market Intelligence Senior Expert SVP Deutschland AG
Quelle: Ingenieur.de, 28.5.2019

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