Made in Germany: Li-Ionen-Batterien im Giga-Rausch?

Nicht nur nach der Ankündigung von Tesla, eine Giga-Factory in der Nähe von Berlin zu installieren, ist Deutschland derzeit im Giga-Rausch der Lithium-Ionen-Batterien. Es vergeht aktuell keine Woche ohne neue Ankündigungen. Im November kündigte VW die Aufnahme einer eigenen Batteriefertigung in Braunschweig an. Bis zu 500.000 Batteriesysteme sollen hier pro Jahr gefertigt werden. Die Zellmodule, die aktuell vom südkoreanischen Zulieferer LG Chem bezogen werden, könnten zukünftig aus Salzgitter kommen. Im September kündigte man dort die Entwicklung und Fertigung eigener Batteriezellen für E-Autos an. Bis man jedoch an diesem Standort mit der Großproduktion von Batteriezellen beginnen wird, werden noch einige Jahre vergehen. Oder nicht ganz so lange? Der Paukenschlag kam zugleich, mit Teslas Ankündigung, in der Nähe von Berlin eine Giga-Factory zu errichten. Ein Weckruf für die deutsche Automobilproduktion?

Bereits im Juni dieses Jahres kürte das Forschungsministerium Münster als Hauptstandort der Batterieforschung. Deutschland will nun massiv investieren, damit sich der Abstand zur asiatischen Konkurrenz verringert und man im Wettbewerb aufholt. 500 Millionen Euro werden investiert, damit man möglichst die gesamte Wertschöpfungskette in Deutschland halten kann. Aktuell ist das Label „Made in Germany“, mit denen heimische Batterieanbieter oftmals werben, eine Mogelpackung, da die Batteriezellen in der Regel von asiatischen Herstellern wie Samsung, Panasonic oder LG Chem zugekauft werden müssen. „Made in Germany“ ist dann größtenteils nur noch das Konfigurieren und der Zusammenbau der Akkus. Doch reicht das für die Zukunft? Oder muss massiv in die Batteriezellenproduktion oder gar die Grundlagenforschung investiert werden?

Lithium-Ionen-Batterien sind aktuell und in naher Zukunft der Star unter den Akkus. Ob das auch in Zukunft so bleiben wird, weiß aktuell niemand. Es wird fleißig an alternativen Systemen, wie Calciumbatterien (Forschung am Karlsruher Institut für Technologie) und Natrium-Schwefel-Batterien (Entwicklungspartnerschaft der BASF und des japanischen Keramikherstellers NGK Insulators), geforscht. In E-Autos, mobilen Elektronikgeräten und stationären Netzspeichern könnten sie eines Tages die dominierende Lithium-Ionen-Batterie verdrängen, auch aufgrund der problematischen Rohstoffbasis. Auch das Thema Wasserstoff-Brennstoffzelle versus Batterie ist aktuell noch in vollem Gange. Der Ausgang ist noch völlig offen, wer zukünftig das Rennen macht. Es bleibt weiterhin äußerst spannend. Ihr Chemieteam bleibt an diesem Thema dran.

Autor: Dr. Volkhard Francke, Market Intelligence Senior Expert, SVP Deutschland AG
Quelle: VW www.volkswagenag.com, Tesla www.tesla.com, Uni-Münster www.uni-muenster.de

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