Personalisierte Medizin auf dem Vormarsch

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Nach Schätzungen von Marktstudien beläuft sich der globale Markt für personalisierte Medizin bis 2022 auf rund 2.750 Milliarden US-Dollar. Beim genaueren Hinsehen entpuppt sich ein Großteil des Marktes allerdings als persönliche Vorsorgemaßnahme in den Bereichen Fitness und Ernährung. Nur ein kleiner Teil entfällt auf therapeutische, medikamentöse oder diagnostische Anwendungen – in Summe ca. 330 Milliarden US-Dollar.

Diese decken nach wie vor überwiegend den Bereich der Onkologie ab, wo die personalisierte Medizin vor allem durch sogenannte Companion Diagnostics eine echte Daseinsberechtigung hat, denn genetische Besonderheiten der Patienten manchen den einen Wirkstoff zum Heilmittel und den anderen zum Rohrkrepierer.

Am Beispiel der jüngst ausgesetzten Astra-Zeneca-Impfungen wird zunehmend deutlich, dass die althergebrachte Strategie „one-fits-all“ in Zukunft mehr und mehr versagen wird und vielmehr eine zunehmende Subgruppenanalyse jenseits der Gender Medicine nötig sein wird, um ein ausgewogenes Kosten-Nutzen-Verhältnis zu kreieren.

Doch wie sieht es mit anderen Fachgebieten jenseits der Onkologie aus?

Auch die Neurologie, speziell im Bereich der neurodegenerativen Erkrankungen, kann hier Erfolge vermelden: bereits am Markt verfügbare Therapien wie die Antisense Oligonukleotide (ASO) können hier eine echte Überlebensstrategie sein. ASO sind kleine künstliche DNA-Bausteine, die verhindern, dass bei der Proteinbiosynthese defekte Proteine erzeugt werden, indem verhindert wird, dass mutierte Genabschnitte der DNA abgelesen werden.

Entsprechende Therapeutika sind zum Beispiel für die Spinale Muskelatrophie (SMA) schon verfügbar. Für weitere, potenziell tödliche Krankheitsbilder wie Chorea Huntington sind sie in der Erprobung. Ähnliche Konzepte könnten auch bei bei Patienten mit Alzheimer- und Parkinson-Erkrankungen hilfreich sein.

An der Uni Marburg verfolgt man dagegen einen anderen Ansatz. Dieser ist auf die Entwicklung von Biosensoren ausgerichtet, die helfen sollen, Entzündungsreaktionen besser zu verstehen. Das EU-geförderte Projekt soll bis 2024 die immunologische Grundlagenforschung durch einen neuartigen Biosensor auf Nanomaterialbasis unterstützen. Im Fokus der Forschung sind z. B. Erkrankungen wie die Makula-Degeneration, bestimmte chronische Nierenentzündungen und auch spezielle Formen bakterieller Infektionen. Ansatzpunkte für all diese Erkrankungen sind der Komplementfaktor H und seine verwandten Proteine. Die Ergebnisse sollen anschließend in die Entstehung eines Multiplex-Detektionssystems einfließen, mit dessen Hilfe Patientenproben gleichzeitig auf die funktionelle Aktivität und Menge aller sieben Mitglieder der untersuchten Proteinfamilie untersucht werden können.

Autor: Anja Fürbach, Market Intelligence Senior Expert, SVP Deutschland AG
Quelle: Statista, Springer, DGN, https://healthcare-mittelhessen.eu/uni-marburg-erforscht-visionaren-biosensor