„Grünes“ Ammoniak für die Energiewende – „Power to Ammonia“

SVP hat sich in der letzten Zeit viel mit der Thematik des Wasserstoffes beschäftigt. Schaut man sich die Entwicklung der börsennotierten Unternehmen wie ITM, Ceres, Plug Power und Nel an, so platzt da gerade eine Blase an der Börse, wie damals bei den 3D-Unternehmen. Der Wasserstoff-Sektor ist längst noch nicht im Mainstream angekommen, vieles ist gehypt, wird sich aber vermutlich in Zukunft durchsetzen und zum Mainstream werden. In der Zwischenzeit schaut sich SVP nach möglichen Alternativen um und ist beim Ammoniak fündig geworden.

„Grünes“ Ammoniak für die Energiewende?
Ammoniak ist eine chemische Verbindung aus den Elementen Stickstoff und Wasserstoff mit der Summenformel NH3. Es ist ein stark stechend riechendes, farbloses, wasserlösliches und giftiges Gas, das zu Tränen reizt und erstickend wirkt. Die Verbindung ist eine der meistproduzierten Chemikalien und Grundstoff für die Produktion aller weiteren Stickstoffverbindungen, vor allem aber auch für die Herstellung von Düngemittel. Die Herstellung erfolgt fast ausschließlich über das Haber-Bosch-Verfahren aus den Elementen Wasserstoff und Stickstoff.

Aber warum nun Ammoniak – und das als Energieträger für eine Energiewende? Das Gas ist ein klimaneutraler Energieträger, wenn bei der Gewinnung des zur Herstellung benötigten Wasserstoffs nicht auf konventionelles Erdgas zurückgegriffen wird, sondern bspw. durch Elektrolyse mittels Ökostrom produziert wird und nur Energie aus Erneuerbaren Energien zum Einsatz kommt. Das sogenannte „Power-to-Ammonia“-Verfahren hat zum Ziel, aus erneuerbaren Energiequellen die „Power“ transportier- und speicherfähig zu machen, indem die Energie chemisch in Form von Ammoniak gespeichert wird. Dabei kann die Energie wieder freigesetzt werden, indem Ammoniak direkt als kohlenstofffreier Kraftstoff verwendet wird oder eben als Wasserstofflieferant dient.

Gruenes Ammoniak
Ammoniakdünger – Martin Ludlam, pixabay.com

Ammoniak könnte gerade als Transportmedium erstmals einen weltweiten Handel mit grüner Energie ermöglichen. Aber warum nicht Wasserstoff? Beim Transport von Wasserstoff sind enorme Investitionen nötig. So müssten neben neuartigen Schiffen auch Hafenterminals mit entsprechenden Kühleinrichtungen gebaut werden, die den Wasserstoff bei minus 253 Grad Celsius flüssig halten. Bei Ammoniak ergibt sich diese Problematik weit weniger, denn die Verbindung verflüssigt sich schon bei minus 33 Grad Celsius. Somit lassen sich bspw. pro Schiff etwa 50 Prozent mehr Energie transportieren als in Wasserstofftankern. Wirtschaftlich ist dies nicht unerheblich. Aus dem Klimasünder Ammoniak wird plötzlich ein Hoffnungsträger für die Energiewende. Bis zum Jahr 2050 könnte die Produktion vom Ammoniak von aktuell rund 180 Mio. Tonnen auf dann eine Milliarde Tonnen steigen, so die Energiemarktforschungsagentur Argus Media.

Eines der weltweit führenden Unternehmen im Bereich Düngemittel-Produktion ist das norwegische Unternehmen Yara. Das Unternehmen will sich auf dem Markt für „grünes“ Ammoniak früh in die Pole-Position bringen. Auf der norwegischen Halbinseln Herøya wird eine der ersten Produktionsanlagen entstehen, in der Ammoniak CO2-neutral hergestellt wird – 2022 soll die Produktion umgestellt werden.

Das wäre ein Meilenstein – wenn man bedenkt, dass weltweit rund 1,8 Prozent der Klimagasemissionen auf die Ammoniakproduktion entfällt. Wird der benötigte Wasserstoff „grün“ hergestellt, so würde die gesamte Düngemittelproduktion sozusagen „grün“ werden. Aber nicht nur Yara hat das Potential im Ammoniak erkannt. Australien will bspw. mit dem Projekt Asian Renewable Energy Hub eines der größten Kraftwerke aus Solar- und Windenergieanlagen bauen und Ammoniak produzieren. Auch in Chile und Saudi-Arabien ist ähnliches geplant. Das Wettrennen um den Energieträger der Zukunft hat begonnen.

Dr. Volkhard Francke, Market Intelligence Senior Expert

Quellen: