Steigende Energiepreise – ein zweischneidiges Schwert für die Bauindustrie

Steigende Energiekosten machen sich wie in anderen Industriezweigen auch in der Bauwirtschaft einerseits bei den Transportkosten bemerkbar, aber auch direkt bei den Treibstoffkosten für Baumaschinen. Zudem indirekt bei den Materialpreisen, insbesondere bei Stahl- und Erdölprodukten. So hat laut statistischem Bundesamt der Erzeugerpreisindex im März für Dieselkraftstoff um rund 67 Prozent, bei Betonstahl um rund 60 Prozent und Dämmmaterial um rund 40 Prozent über dem Vorjahresniveau gelegen. Aber auch mineralische Baustoffe kommen mittlerweile in die Sogwirkung der Preisentwicklung. Steigende Energiepreise verteuern hier die Herstellung von Zement und Beton.

Dies führt dazu, dass der Trend zu Verträgen mit veränderlichen Preisen geht. Flexible, tagesaktuelle Preise gelten zunehmend auch für kurzfristige Projekte. Der Markt wird volatiler, oft kaum mehr berechenbar. Geplante Bauvorhaben oder Investitionen werden nicht mehr getätigt, weil die zur Verfügung stehenden Budgets nicht mehr ausreichen. Dies dürfte insbesondere bei öffentlichen Bauvorhaben zu Buche schlagen. Die Baupreissteigerungen könnten sich dämpfend auf die Nachfrage und dies wiederum auf die Produktion auswirken. Experten gehen davon aus, dass 20 bis 40 Prozent der vergabefähigen Projekte auf absehbare Zeit nicht realisiert werden können.

Auf der anderen Seite werden die stark steigenden Energiepreise sicherlich Investitionen in energetische Sanierungsmaßnahmen wieder attraktiver machen. Hier kann man von einer Ausweitung der Maßnahmen im Gebäudebestand in den nächsten Jahren ausgehen. Inwieweit dies die oben beschriebenen Auswirkungen kompensieren kann, ist fraglich, nichtsdestotrotz dürften alle solche Unternehmen, die sich im Umfeld energetischer Sanierungen bewegen, von dieser Entwicklung profitieren sowohl auf Herstellerseite, aber sicherlich auf Seiten der ausführenden Unternehmen.

Jede Krise birgt irgendwo auch immer Potenzial. So stellt dies auch die Chance dar, sich neu zu positionieren, das Angebot an Wärmeerzeugern in Richtung erneuerbare Energien anzupassen, über alternative Baumaterialien nachzudenken oder einfach nur innovative Dienstleistungen anzubieten.

Yvonne Jacoby, Market Intelligence Senior Expert

Quellen: