Verluste der deutschen Vorreiterrolle im 3D-Druck durch aktuelle Rezession weiter verstärkt
Laut Aussagen von Ernst & Young (EY) verzeichnete der 3D-Druck-Markt bis einschließlich dem dritten Quartal 2019 ein Umsatzplus von 24 Prozent zu 2018, bei einem weltweiten Gesamtumsatz von rund 10 Milliarden Euro. Aber schon im vierten Quartal waren die Zahlen, insbesondere für die Hersteller von industriellen und Design-3D-Druckern, verhaltener. Die weltweit schwächelnde Automobilindustrie und Fertigungsbranche sowie die verlangsamte Wirtschaft in Asien und Europa haben die additive Fertigungsbranche schon 2019 getroffen.
Dieser Negativtrend wurde durch die Corona-Krise weiter verstärkt. Im ersten Quartal 2020 schrumpfte der Markt für industrielle 3D-Drucker um rund 23 Prozent, laut dem Unternehmen Context. Durch die Verlagerung der Geschäftstätigkeit weg vom Verkauf additiver Fertigungssysteme hin zu Dienstleistungen und Services rund um die Herstellung von dringend benötigten medizinischen Hilfsmaterialien konnten einige Player in der Krise noch größere Verluste abmildern. Auch bei den Design-3D-Druckern, die zusammen mit den Industrie-3D-Druckern 78 Prozent des Marktes ausmachen, lagen die Zahlen im ersten Quartal bei minus 22 Prozent. Nur die Profi-Drucker konnten ein Plus von 26 Prozent verzeichnen, was sich durch die kurzfristige Herstellung von medizinischem Equipment erklären dürfte.
Die Aussichten für 2020 sind trüb und hängen stark von der Erholung der produzierenden Industrie ab, wobei im 3D-Druck-Markt wichtige Zielbranchen wie die Automobilindustrie und die Dentalbranche aktuell am Boden liegen. Die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung weltweit wird zeigen, wie schnell sich der 3D-Druck-Markt erholen wird und inwieweit die einzelnen Nationen wieder Boden im 3D-Druck-Markt gewinnen oder verlieren werden.
Hintergrund dazu ist die im Oktober 2019 veröffentlichte Befragung von Ernst & Young, die die vormals deutsche Vorreiterrolle beim Einsatz von 3D-Druck als verloren bestätigt. Von den insgesamt weltweit 900 Befragten (davon 222 in Deutschland) setzen im Schnitt 65 Prozent 3D-Druck-Technologien im Unternehmen ein. Deutschland liegt mit 63 Prozent damit knapp unter dem Durchschnitt. Führend sind Länder wie Südkorea (81 Prozent), China (78 Prozent) und Kanada (77 Prozent), aber auch andere europäische Staaten wie Frankreich/Belgien, UK und Österreich/Schweiz liegen über dem Durchschnittswert.
Der primäre Unterschied zwischen Asien und Deutschland liegt in der konkreten Endanwendung. In Deutschland ist das Vertrauen in die Technologie noch verhalten, daher werden noch viele Erprobungen und Tests in Eigenregie durchgeführt. Im Gegensatz dazu ist das Thema etwa in China ein Teil der wirtschaftspolitischen Strategie des Landes und wird entsprechend stark gefördert. Der Einsatz und die Akzeptanz direkt für Endprodukte sind in Asien viel stärker ausgeprägt als bei uns.
Die bekannten Vorteile wie kundenspezifischere Produkte, effizienter entwickelte Produkte aufgrund der schnellen Prototypenfertigung und ein wirtschaftlicher Ersatzteilmarkt haben sich in der Befragung bestätigt. Interessant sind die Aussagen für die kommenden drei Jahren, wo über 50 Prozent der Befragten davon ausgehen, dass der Transport und die Lagerbestände sich durch den 3D-Druck reduzieren werden und nennenswerte Kosteneinsparungen bei den Produktionskosten erzielt werden können. Stand 2019 verwenden weltweit 18 Prozent der Unternehmen die additive Fertigung für die Produktion von Endprodukten, Zahlen für 2020 sind bisher nicht bekannt.
Autor: Silke Hänisch, Market Intelligence Senior Expert, SVP Deutschland AG
Quelle: SVP-Research; Ernst & Young-Studie 2019 „Deutsche Unternehmen büßen Vorreiterrolle bei 3D-Druck ein“; Context
