Von 0 auf 80 in 8 Minuten

Nein, hier geht‘s nicht um Beschleunigung oder sollten wir eher sagen Entschleunigung?
Aber Sie haben es als Automobilliebhaber sicherlich schon in der Presse gelesen. Basierend auf Graphen soll es chinesischen Wissenschaftlern, die mit dem chinesischen Autobauer GAC GROUP (Guangzhou Automobile Group) zusammenarbeiten, gelungen sein, einen Akku zu entwickeln, der in Kombination mit einem 600A-Hochleistungsladegerät in atemberaubenden 8 min eine fast entladene Batterie wieder auf 80% lädt. Die GAC Group will ihr neues E-Modell Aion V 6C jetzt im September in China vom Band rollen lassen. Damit soll das Auto eine Reichweite von 1.000 km haben.
Bei einer Demonstration Ende Juli schaffte es das Auto, sogar noch bei 80% Ladestand 481 kW aus der Ladesäule zu holen. In nur vier Minuten wurden 35,1 kWh in die Batterie geladen.
Graphen ist ein schon lang bekanntes Material aus 2D Kohlenstoff, es ist ein sehr guter elektrischer und thermischer Leiter. Es ist leicht, chemisch inert und flexibel, mit einer großen Oberfläche.
Das Problem ist – oder müssen wir jetzt sagen war – dass die Herstellung von Graphen bislang aufwändig und sehr teuer war. 1g Graphen kostete bislang mehrere hundert EUR.
Jetzt soll es dem chinesischen Autobauer GAC gelungen sein, Graphen zu einem Zehntel der ursprünglichen Kosten herzustellen und kommerziell in seinen E-Autos zu verbauen. Die Belastungstests und auch den strengsten Sicherheitstest, den „Battery Shooting Test“ hat die Batterie wohl gut bestanden. Trotz der hohen Belastungen für die Batterie soll der Akku des Aion V 6C bis zu eine Million Kilometer durchhalten – also 1.000 Ladezyklen, wenn man von 1.000 km Reichweite ausgeht.
Allerdings sind die Experten ein wenig skeptisch, weil in den großen Ankündigungen von GAC kaum etwas über die Batterie selbst drinsteht. Die Experten sagen, es könne sich auch um Graphen-Aerogel oder um Graphen-Schaum handeln, oder es könnte auch ein mehrschichtiges Graphen sein (an der Grenze zu Graphit).
Und jetzt soll es einem Autobauer gelungen sein, einen kleinen Quantensprung bei der Herstellung hinzubekommen? Wir werden sehen. Auf der chinesischen Webseite konnte ich das Modell bislang jedenfalls noch nicht finden.
Bei dem Verfahren handelt es sich um die 3DG-Produktionstechnologie (dreidimensionales Graphen). Graphen kann hierbei auf jedem Substrat bei Raumtemperatur und Atmosphärendruck gezüchtet werden, ohne dass ein Vakuumsystem erforderlich ist. Dies verbessert nicht nur die Sicherheit der Produktionsmethoden erheblich, sondern ermöglicht auch eine größere Kapazität bei der Herstellung.
Aber auch führende Europäische Hersteller wie das estnische Unternehmen Skeleton Technologies forschen zusammen mit dem KIT in Karlsruhe an einer Superbatterie, die auch auf Basis von Graphen läuft und in nur 15 Sekunden geladen werden soll. Sie haben sich enorme Erfahrungen auf dem Gebiet der Superkondensatoren erarbeitet, greifen hierfür nun auf ihr patentiertes Curved Graphene Carbon zurück.
Aber auch Experten am Fraunhofer-Institut für Material- und Strahltechnik (IWS) in Dresden haben schon vor etwa einem Jahr einen “Super-Akku“ auf Basis der Schwefel-Lithium-Technik entwickelt, diese neuartige Batterie soll ein Auto auch rund 1.000 Kilometer weit fahren lassen.
Sie sehen, hier tut sich Einiges. Wir halten Sie auf dem Laufenden.

Autor: Dr. Ronald Hinz, Market Intelligence Senior Expert, SVP Deutschland AG