Antibiotikum mit humanem Ursprung

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Händewaschen mit Seife hilft gegen Keime, indem es die Lipidschicht in den Zellmembranen von Bakterien oder die Schutzhülle von Viren zerstört. Einen ähnlichen Stoff haben US-Forscher nun auch im Menschen entdeckt. Er ist laut eines Artikels im Fachmagazin Science dazu in der Lage, verschiedene Bakterien – darunter Salmonellen und gramnegative Bakterien – abzutöten. Der neu entdeckte Stoff gehört zu den Lipoproteinen und damit zum Kreis der sogenannten zellautonomen Immunabwehr. Die Produktion des Stoffes Apolipoprotein APOL3 wird erst nach dem Eindringen von Keimen in menschliche Zellen durch komplexe Mechanismen des Immunsystem aktiviert.

Ähnlich wie Tenside verfügt das APOL3 über einen wasserlöslichen und einen fettlöslichen Teil. Mit letzterem dringt das Peptid in die Biomembran der Keime ein und löst diese auf. Nach einer Schädigung der äußeren Bakterienmembran durch andere Stoffe zerlegt APOL3 dann die innere Membran in kleine Abschnitte, was zum Absterben der Bakterien führt.

Zum Schutz vor Zerstörungen der eigenen menschlichen Zellmembranen wird ein simpler Trick benutzt: der Cholesteringehalt der Zellmembranen unterscheidet sich von Mensch zu Bakterium deutlich. So kann APOL3 zwischen menschlicher Herkunft und Fremdkörper selektiv unterscheiden.

Diese neuen Erkenntnisse könnten einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen diverse Mikroben leisten, vor allem da zunehmende Antibiotikaresistenzen die Schlagkraft dieser Art von Therapie weiter verringern werden. Schon heute lassen sich geschätzt mehr als 1,2 Mio. Todesfälle jährlich auf Antibiotikaresistenzen zurückführen, sagt eine aktuelle Schätzung für das Jahr 2019. Damit sind Antibiotikaresistenzen für mehr Todesfälle verantwortlich als HIV und Malaria zusammen.

Anja Fürbach, Market Intelligence Senior Expert

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