Geothermie: Grüne Fernwärme
Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2045 Klimaneutralität im Wärmesektor zu erreichen. Ein Großteil der Energie wird fürs Heizen gebraucht und das zu fast 70 Prozent mit fossilen Brennstoffen. Allen voran Erdgas. Seit dem Krieg in der Ukraine will Deutschland so schnell wie möglich ohne russisches Erdgas auskommen. Tiefengeothermie könnte im Bereich der Fernwärme einen Beitrag leisten, vor allem in Städten und dicht besiedelten Gegenden mit bereits vorhandenen Wärmenetzen. Vor allem drei Regionen sind für die Nutzung von tiefer Geothermie geeignet:
- das Molassebecken in Süddeutschland,
- das Norddeutsche Becken und
- der Oberrheingraben.
Lange dachte man, dass sich Geothermie aufgrund hoher Anfangsinvestitionen nicht lohne. Letzten Sommer hat nun Brüssel grünes Licht für das Förderprogramm der Bundesregierung zur Klimaneutralstellung von Fernwärmesystemen und zum Aufbau neuer klimaneutraler Netze gegeben. Es gibt 42 Geothermie-Kraftwerke in Deutschland.
Im November 2022 hat die Bundesregierung angekündigt, dass sie bis zum Jahr 2030 noch 100 weitere Kraftwerke ans Netz bringen möchte. Neue Projekte wie GeoHardt stehen in den Startlöchern. Die beiden Energieversorger EnBW und MVV möchten heißes Tiefenwasser aus dem Oberrheingraben für eine CO2-freie Wärmeversorgung nutzen und damit anteilig die Wärmeerzeugung des Steinkohle-Großkraftwerkes Mannheim ersetzen. Die Wärmenetze sind in der Region weiträumig vorhanden.
Geothermie ist nicht von Wettereinflüssen oder der Tageszeit abhängig und kann das ganze Jahr über annähernd ununterbrochen umweltfreundlich Wärme liefern. Der Wirkungsgrad ist hoch und die Auswirkungen auf Flora und Fauna gering. Speicher braucht es auch keine und zur Flexibilisierung der Wärmebereitstellung im Sommer sind Strom-Wärme-Kombi-Konzepte denkbar. Ängste und Bürgerproteste gibt es trotzdem, da die tiefen Bohrungen Erschütterungen und somit Gebäudeschäden auslösen könnten.
Experten gehen davon aus, dass das Risiko von Erdbeben bei dem Betrieb von modernen hydrothermalen Kraftwerken beherrschbar ist. Ausschließen kann man jedoch nichts. Es gibt immer ein Restrisiko, das bei anderen Energiegewinnungsformen u. U. höher ist. Im Kampf gegen den Klimawandel und zur Versorgungsicherheit braucht es Geothermie.
Doris Höflich, Market Intelligence Senior Expert
Quelle:
- GeoHardt, energate, 05.01.2023