Photovoltaik im Moor

Klimaschutz und Energiewende verbinden

Man erwartet, dass mit einer Einbindung von PV-Freiflächenanlagen in Moorgebieten Nutzungskonflikte verbunden sind, doch beides kann auch zu neuen Synergien führen. Moor-PV kann Anreize zur Wiedervernässung degradierter Moorböden und zu mehr Klimaschutz führen.

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Moore sind Klimaschützer und Klimakiller zugleich

Intakte Moore sind die effektivsten Kohlenstoffspeicher unter den Landökosystemen. Sie können doppelt so viel CO₂ wie alle Wälder zusammen speichern. Im dauerhaft nassen Milieu der Moore werden abgestorbene Pflanzenreste aufgrund des Sauerstoffmangels nur unvollständig zersetzt, wodurch Torf entsteht. Dabei wird der in den Pflanzen gebundene Kohlenstoff langfristig im Boden eingeschlossen.

Bedrohte Ökosysteme mit enormer Klimawirkung
Moorgebiete nehmen weltweit eine Fläche von 488 Millionen Hektar ein, das entspricht 3,8 Prozent der Erdoberfläche. Diese speichern rund 600.000 Megatonnen Kohlenstoff. Dennoch werden jährlich rund 500.000 Hektar intakter Moore zerstört.

Hauptursachen für die Zerstörung von Mooren:

Wird ein Moor entwässert, gerät der zuvor im Boden gespeicherte Kohlenstoff mit Sauerstoff in Kontakt. Infolgedessen oxidiert er und wird als Kohlendioxid (CO₂) in die Atmosphäre freigesetzt. Entwässerte Moorböden emittieren weltweit pro Jahr über 1,9 Milliarden Tonnen CO₂-Äquivalente. Das sind rund vier Prozent der anthropogenen Treibhausgasemissionen weltweit. Fast 90 Prozent davon sind auf das Treibhausgas CO₂ zurückzuführen. Die übrigen Emissionen stammen von Methan und Lachgas, das mehr als 300-mal klimaschädlicher ist als CO₂.

In Europa gilt etwa die Hälfte der Moore als geschädigt. Europa ist nach Indonesien der zweitgrößte Emittent von Treibhausgasen infolge von Moorzerstörungen, noch vor Russland, das über die größten Moorflächen der Welt verfügt. In Deutschland nehmen Moore fünf Prozent der Gesamtfläche ein, sind jedoch für fast sieben Prozent der nationalen Treibhausgasemissionen verantwortlich.

Wiedervernässung als Schlüsselstrategie
Die gute Nachricht ist, dass sich entwässerte Moore renaturieren lassen. Fachleute weisen seit Langem darauf hin, dass die erforderliche Senkung der Netto-Emissionen auf null bis 2050 nur mit der sofortigen Wiedervernässung fast aller entwässerten Moore erreicht werden kann. Durch Wiedervernässung können Moore in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden, sodass sie kein CO₂ mehr abgeben, sondern es wieder aufnehmen. Dank dieser Eigenschaft können Moore eine Schlüsselrolle bei der Milderung des Klimawandels spielen. Jeder Zentimeter, um den sich der Wasserstand der Mooroberfläche nähert, trägt positiv zum Klimaschutz bei.

Klimaschutz ohne wirtschaftliche Anreize kaum realisierbar

Moorflächen gehören häufig Landwirten und werden landwirtschaftlich genutzt. Die Wiedervernässung bedeutet meist das Ende der Nutzung – und damit Einnahmeverluste.
Hier setzt Moor-Photovoltaik an:

Die Verbindung von Moorwiedervernässung und Photovoltaik stellt einen innovativen Ansatz dar, der sowohl dem Klimaschutz als auch der Energiewende zugutekommt. Moor-PV eröffnet die Möglichkeit einer Doppelnutzung der Flächen und fördert darüber hinaus auch die Biodiversität. Auch eine Kombination mit Paludikultur (Nutzung nasser Moorflächen, z. B. für Schilfanbau) wäre möglich. Es entstehen neue Synergien, die die Flächennutzungskonkurrenz verringern und Renaturierungen für die Betriebe attraktiver machen.

Deutschland fördert Moor-PV

Deutschland will bis spätestens 2045 klimaneutral werden. Um dies zu erreichen, müssen auch die Wälder und Moore als Kohlenstoffspeicher funktionieren. Das ist so im Bundesklimaschutzgesetz verankert, denn ohne diese natürlichen Ökosysteme geht es nicht. Bis 2030 sollen sie jährlich 25 Millionen Tonnen Treibhausgase binden und damit den Klimawandel abbremsen. In Deutschland wird Moor-PV seit Anfang 2023 durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) gefördert. Wichtig ist hierbei, dass nur degradierte, landwirtschaftlich genutzte Moore genutzt werden, intakte, ökologisch wertvolle oder geschützte Moorflächen sind tabu.

Die Installation der Freiflächenanlagen ist anspruchsvoll und teuer, da spezielle Montagesysteme für nasse Standorte benötigt werden. Grundlegend dürfen Aufständerungen oder Infrastrukturen die hydrologischen Eigenschaften des Torfkörpers nicht beeinträchtigen. Die Verschattung darf die Vegetationsentwicklung auf der Fläche nicht beeinträchtigen. Erst eine geschlossene Decke aus torfschützender Vegetation verhindert, dass die Torfschicht weiter degradiert und Treibhausgase emittieren. Die erwarteten Vorteile für das Klima können jedoch den Aufwand aufwiegen.

Der Ansatz sollte jedoch nicht auf Europa beschränkt bleiben

Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE hat zusammen mit den Universitäten Greifswald und Hohenheim sowie dem Thünen-Institut ein Forschungsprojekt gestartet, das die Moor-Photovoltaik voranbringen soll. Dabei wollen die Partner im Kern die Frage beantworten, wie die Installation von Photovoltaikanlagen Landwirten einen Anreiz für die Wiedervernässung von Moorböden bieten kann.

Sollte sich Moor-PV in Deutschland als tragfähiges Konzept erweisen, könnte der Ansatz auch in anderen Weltregionen Anwendung finden. Auch im südlichen Afrika und Indien sowie in Westafrika und Südostasien ist die Zerstörung von Mooren ein dringendes Problem.

International gibt es bislang kaum ähnliche praktische Beispiele, doch das Interesse wächst, insbesondere mit Blick auf die Doppelnutzung für Klimaschutz und erneuerbare Energie. Der Ansatz steht noch am Anfang, bietet aber großes Potenzial, die menschengemachten Emissionen zu verringern und einen vergleichbar großen Beitrag für den Klimaschutz zu leisten. Solche ökologische Photovoltaik-Freiflächenanlagen öffnen die Tür, die Konflikte zwischen Klimaschutz, landwirtschaftlicher Existenz und dem Verlust der Artenvielfalt zu lösen.

Doris Höflich, Market Intelligence Senior Expert

Quellen: