Produktion von Kabelbäumen in der Ukraine

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Nach den Herausforderungen durch die Corona-Pandemie sind die Lieferketten der Automobilindustrie durch die Kriegshandlungen Russlands erneut an vielen Stellen erheblich gestört. Sanktionen, fehlende Rohstoffe und eingeschränkte Transportmöglichkeiten führen aktuell zu weiteren Engpässen. Besonders betroffen vom Krieg in der Ukraine ist die Herstellung von Kabelbäumen.

Bei den Kabelbäumen handelt es sich um ein komplexes und teils für jedes Fahrzeugmodell individuell angefertigtes Bauteil, das die Signale von Sensoren und Steuergeräten verteilt. Deren Zulieferer stammen zum Großteil aus der Ukraine, die kriegsbedingt die Produktion unterbrechen mussten. Die Zulieferer haben bereits Anstrengungen unternommen, die Produktion von Kabelbäumen zu alternativen Standorten zu verlagern. Bis die Standorte jedoch produktionsfähig sind, können Monate vergehen.

Den Engpass bekamen nach Angabe von LMC Automotive insbesondere die VW Group und BMW zu spüren. Diese mussten vorübergehend ihre Bänder stilllegen, denn Kabelbäume sind essenziell im Produktionsprozess und können nicht zu einem späteren Zeitpunkt ergänzt werden. Fehlen die Kabel, steht das Band still.

Doch es gibt auch positive Nachrichten: So hat Leoni die Produktion in den beiden ukrainischen Werken teilweise wieder aufgenommen. Mit rund 5.000 Mitarbeitern arbeite man wieder im Zweischichtbetrieb und erreicht eine Kapazität von bis zu 70 %, wie der Leoni-Vorstandsvorsitzende Kamper Ende März berichtet.
Zu verdanken ist es insbesondere der ukrainischen Belegschaft, deren überwiegender Anteil aus Frauen besteht und die trotz der Gefahrenlage ein Stück Normalität zurückhaben und ihrer Arbeit nachgehen möchten – auf freiwilliger Basis.

Quelle: VDA, 03.03.2022 | LMC Automotive, 28.03.2022 | Welt, 23.03.2022