Transformation der Chemieindustrie hin zur Klimaneutralität

Über die letzten Monate hinweg haben wir Sie auf eine informative Reise durch die Chemieindustrie mitgenommen. Es wurde offensichtlich, dass die Transformation der chemischen Industrie hin zur Klimaneutralität ohne Alternative ist. Sechs wichtige Handlungsfelder auf dem Weg zu einer klimaneutralen Chemieindustrie wurden definiert:

Transformation of chemical industry – © SVP Deutschland AG

Eine Umfrage von SVP ergab, dass vor allem die erneuerbaren Energien aktuell als das Handlungsfeld angesehen wird, bei dem der Handlungsbedarf am drängendsten ist. Eine erfolgreiche Transformation könnte gefährdet sein, wenn es nicht genügend erneuerbare Energie zu wettbewerbsfähigen Preisen gibt, da sie die Grundlage für die anderen Handlungsfelder bildet.

Wir haben gesehen, dass der Ausbau der erneuerbaren Energie allein schon in Deutschland gewaltige Dimensionen hat und die Elektrifizierung der Schlüssel zur Klimaneutralität ist. Der Bedarf an Strom würde sich dem Verband der Chemischen Industrie (VCI) zufolge von derzeit rund 53 Terawattstunden (TWh) auf 685 TWh vervielfachen. Dies entspricht dem Elffachen des aktuellen Stromverbrauchs der deutschen Chemieindustrie und übersteigt sogar den gesamten Stromverbrauch in Deutschland (2022: 484 TWh, Quelle: Bundesnetzagentur). Berechnungen des VCI zeigen, dass die Branche bis zum Jahr 2050 Klimaneutralität erreichen kann. Jedoch erfordert dies einen hohen Grad an Elektrifizierung von Prozessen sowie die Nutzung großer Mengen an Strom aus erneuerbaren Quellen. Hier schließt sich der Kreis wieder.

Electricity consumption – © SVP Deutschland AG

Der Ausbau der erneuerbaren Energie kommt jedoch nicht so voran, wie es erforderlich ist, damit die Transformation der Chemieindustrie erheblich beschleunigt werden kann. Die Versäumnisse der letzten Jahrzehnte lassen sich nicht innerhalb kürzester Zeit wieder aufholen. Wir hatten gesehen, dass die Chemische Industrie bereits zahlreiche Initiativen und Projekte unternimmt, um erneuerbare Energien in ihre Prozesslandschaft zu integrieren, mit dem Ziel, die Klimaziele zu erreichen. Dies reicht aber bei weitem nicht aus. Es bedarf weiterhin großer Anstrengungen und Investitionen wie auch die entsprechenden politischen Rahmenbedingungen, damit die Veränderungen unter wirtschaftlichen Bedingungen realisiert werden können.

Die Chemieindustrie in Deutschland und der EU sieht sich dem internationalen Wettbewerb ausgesetzt. Insbesondere die energieintensiven Unternehmen sind aufgrund der anhaltend hohen Energiepreise in der EU belastet. Die Basischemie ist als großer Energieverbraucher auf eine zuverlässige Versorgung mit Strom zu wettbewerbsfähigen Energiepreisen angewiesen und unmittelbar von möglicher Versorgungsunsicherheit und zukünftigen Kostensteigerungen betroffen. Aktuell gibt es aufgrund der steigenden Energiekosten vermehrt die Tendenz, dass die energieintensive Basischemie zunehmend ins Ausland abwandert, in Regionen mit niedrigen Energiepreisen und besseren Rahmenbedingungen. Ein Abwandern der Basischemie gefährdet jedoch zahlreiche Wertschöpfungsketten der Chemie innerhalb Europas. Dadurch gerät man in eine riskante Abhängigkeit vom Ausland.

Neben dem Schlüsselthema der erneuerbaren Energie wurde in der Umfrage von SVP auch die Kreislaufwirtschaft als drängendes Handlungsfeld genannt. Eine etablierte Kreislaufwirtschaft spart materielle Ressourcen und reduziert den Einsatz von Energie, da die Produkte länger im Kreislaufzyklus gehalten werden können. Die Rohstoffsicherung im eigenen Land muss zu einer der wichtigsten Voraussetzungen werden, damit die Energiewende gelingt und der Weg in die Klimaneutralität erfolgreich beschritten wird. Eine zirkuläre Wirtschaft schafft den erforderlichen Zugang zu wichtigen Materialien und Ressourcen, die sich bereits im Land befinden. Der Boston Consulting Group zufolge sind bis 2040 Investitionen in Höhe von 50 bis 60 Milliarden Euro erforderlich, um eine 75-prozentige Wiederverwertung bzw. Kreislaufwirtschaft bei vielen Materialien in Deutschland zu erreichen. Von diesem Ziel ist man jedoch aktuell noch weit entfernt.

Welche dringenden Handlungsempfehlungen gibt es aus Sicht von SVP, damit die Transformation in eine klimaneutrale Chemieindustrie gelingt?

Action of fields for transforming the chemical industry

Die Reise in eine klimaneutrale Chemieindustrie hat längst begonnen. Sie wird in den nächsten Jahren stark an Fahrt aufnehmen und uns sicherlich noch mit überraschenden Themen konfrontieren. Wir von SVP begleiten Sie bei diesen Themen auch weiterhin.

Dr. Ronald Hinz, MI Senior Expert

Dr. Volkhard Francke, MI Senior Expert

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